.. oder "Das Kommunikationsproblem zwischen Männern und Frauen"
(nachfolgenden Artikel aus dem Euro<26 Magazin halte ich für äußerst lesenswert, da stecken sehr viele Wahrheiten drin)
"Alles Gute." Ich kannte den Mann seit einiger Zeit, seit ein paar Wochen führten wir sowas wie eine Wochenendbeziehung, d. h. ich wusste nicht, was "es" eigentlich war, traute mich aber auch nicht nachzufragen, weil ich Angst hatte, ein "Ich habe dich wirklich sehr gern" oder "Ich weiß es nicht, was denkst du?" zu hören. Und dann am Telefon, nach einem, wie mir schien, angeregten und unterhaltsamen Gespräch, ein "alles Gute". Wie hatte ich das zu verstehen? Wünschte er mir für die Stunde bis zum Schlafengehen "alles Gute", für die Nacht, den morgigen Tag, mein Studium, in meiner nächsten Beziehung, auf meinem Lebensweg?
Man kann es sich nun leicht machen und von folgenden Prämissen ausgehen:
1. Männer sagen zu Frauen gern Dinge, bei denen sie sich nicht viel denken.
2. Frauen sagen zu Männern gern Dinge, über die sie lange nachgedacht haben.
3. Klischees sind dazu da, um bedient zu werden, um uns die Wirklichkeit und das andere Geschlecht ein bisschen begreifbarer zu machen. Man kann auch versuchen, dem Gegenüber auf der anderen Seite klarzumachen, was an seinen Behauptungen nicht stimmt, oder sich damit beschäftigen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen; sozusagen eine "Meta - Kommuniktion" führen.
Gequatsche
Aber leider verliert sich das Reden übers Reden meist in dem Problem, das es beschreibt: in der Mehrdeutigkeit von Aussagen. Es soll an dieser Stelle nur einmal in aller Deutlichkeit beschrieben werden, dass Männer manchmal tatsächlich Sätze von sich geben, vor allem die so leichthin gesagten, die verletzender sind als jede Schweigestunde. In der sensiblen Anfangszeit einer Beziehung kann er uns durch ein unbestimmtes "Wir hören uns!" gedanklich stundenlang außer Gefecht setzen, weil wir uns immer wieder fragen, ob und wann wohl "Wir hören uns!" gewesen sein wird.
Persönlich oder grundsätzlich nehmen?
Vor kurzem wurde eine Freundin mit folgendem "Versprecher" konfrontiert. Ihr Ehemann (!) behauptete: "Ich bin mir nicht sicher, ob es in unserer Natur liegt, für den Rest des Lebens mit einem Menschen zusammen zu sein, nur weil wir ihn geheiratet haben." Da mag er unter Umständen ja recht haben, aber wie hat jene Frau, die er geheiratet hat, diese Aussage zu werten: als eine generelle oder persönlich zu nehmende? Im Laufe einer Beziehung kann sich vieles ändern, das dieselbe nicht zwingend einfacher macht: Unterschiedliche Lebenssituationen können die Verbindung ebenso vor ein Problem stellen wie ein gemeinsames Kind. Von entsetzlicher Gedankenlosigkeit ist es dann, wenn er behauptet: "Ich finde es toll. Für mich hat sich gar nichts verändert." Ähnlich schlimm verhält es sich, wenn Mann äußert "Wir haben eine ganz unkomplizierte Beziehung", dass unsere "Freundin eine Traumfigur hat" oder er uns wieder einmal sagt, wie "wirklich gern" er uns hat. Harmlos? Von wegen.
Zum Nachdenken
Frauen können nächtelang über den Aussagegehalt dieser Sätze nachdenken. Ebenso häufig findet bei ihnen auch ein Nachdenken über unausgesprochende, schwellende Konflikte in der Beziehung statt, und über die Form, in der diese wohl am besten vor dem anderen ausgesprochen werden können. Beginnt man schließlich das Gespräch, gehen die erwartbaren Antworten von "Ich weiß nicht, was du meinst." bis "Willst du Schluss machen?" und in der Regel an der Sache vorbei.
Hat sich letztendlich auch bei ihm das dumpfe Gefühl eingestellt, dass die Beziehung vielleicht aus dem einen oder anderen nicht lösbaren bzw. gelösten Konflikt am Ende ist, hören wir häufig: "Es hat gar nichts mit dir zu tun" als Begründung für den jüngst passierten Seitensprung. Manche Männer verlagern sich aber auch darauf "keine Verbindlichkeiten mehr in der Beziehung zu wollen", was so viel heisst wie "den Sex find`ich aber nach wie vor super!"
Die neue Ehrlichkeit
Dass Frauen permanent in subtilen Wendungen und Variationen des "L-Wortes" angelogen werden wollen, ist schlichtweg nicht wahr. Sie verkraften Wahrheiten schon, wenn sie a) eindeutig UND b) behutsam artikuliert und von einem erklärenden Nebensatz begleitet werden. Für die unbedeutenderen Geschehnisse des Alltags hält unsere Sprache ausserdem ein beträchtliches Reservoir an - in der Tat - unverfänglichen Redewendungen zur Verfügung. Der Rest kann in gemeinsamem Schweigen aufgehen. Anders als Kundera bin ich nämlich der Ansicht, dass Sprachlosigkeit nicht das Ende einer Beziehung bedeuten muss - sondern im Gegenteil: Das Verstehen, dass manche Dinge besser in der Sphäre des Unaussprechlichen aufgehoben sind als in abgegriffenen Klischee-Formulierungen.
Still Waters run deep - and dirty.. Gruß & Kuss, 's Loisi
"...bin weder zart, noch elfenhaft, doch dafür werde ich dich tragen, wenn du keine Kraft mehr hast... "
"...bin weder zart, noch elfenhaft, doch dafür werde ich dich tragen, wenn du keine Kraft mehr hast... "
03.12.2004 01:51