Der nun auch von seinen Kirchenkollegen unter Druck gekommene Bischof Kurt Krenn hat am Dienstagabend die Vorkommnisse im Priesterseminar St.Pölten erneut verteidigt.
"Ich habe Verantwortung und nehme das auch auf mich", sagte Krenn in der ORF-Sendung "kreuz&quer". Gleichzeitig betonte der Bischof: "Ich hatte mit diesen Dingen, obwohl sie natürlich in meine Zuständigkeit fallen, überhaupt nichts zu tun."
Er wisse nicht, woher das komme und wer das inszeniere, so Krenn. Es sei vor allem "Übertreibung und Mache".
"War nur Weihnachtskuss"
Für Homosexualität im Seminar gebe es bis heute "keinerlei Beweis", betonte Krenn. Auch ein Foto, das den zurückgetretenen Subregens beim Kuss mit einem Priesterschüler zeigt, ist für ihn kein Beleg.
Die "Geschichte mit dem Zungenkuss stimme nicht", so Krenn. Die Fotos seien nicht eindeutig. Er habe mit den Leuten gesprochen.
Es sei eine Art Weihnachtsfeier gewesen, vielleicht eine etwas "übertriebene Weihnachtsfeier", so Krenn. Man habe sich eben den Weihnachtskuss gegeben.
"Keine Kirchenstrafe für Zungenkuss"
Es habe nichts mit Homosexualität zu tun, wiederholte Krenn. Die ganze Sache müsse geklärt werden, dazu "brauchen wir Hilfe". Für einen Zungenkuss gebe es allerdings auch keine Kirchenstrafe, so Krenn.
Perner: Kindliche Sexualität
Die Sexualtherapeutin Rotraud Perner stufte in "kreuz&quer" die Fotos als Ausdruck von kindlicher Sexualität ein. Auf sie hätten die Bilder wie "Blödelfotos" gewirkt.
Es erinnere sie an Fotos von ihren Patienten. Es sei eine kindische Inszenierung auf den Bildern. Doch müsse man auch die anderen Bilder sehen. Ein Zungenkuss sei ähnlich einem Geschlechtsverkehr, Körpersäfte würden ausgetauscht.
Schönborn-Sprecher: Größter Handlungsbedarf
Der Sprecher des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborns, Erich Leitenberger, erklärte im "Münchner Merkur" (Mittwochausgabe), es bestehe "größter Handlungsbedarf" - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
"Wie Porno-Skandal vermeiden?"
Leitenberger betonte, dass das "Priestetrseminar für uns Herzmitte der Kirche ist. Auch legt der Vatikan besonderen Wert auf die Priesterausbildung in Österreich - sie hat einen sehr guten Ruf". Der Fall sei jedenfalls kein Anlass, das Zölibat zu überdenken.
"Nein, das fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Wir denken viel eher darüber nach, wie man einen Porno-Skandal in unserer Mitte künftig vermeidet", so der Schönborn-Sprecher.
Kritik an "Sonderweg"
Das Priesterseminar in St. Pölten sei seit zwei Jahren einen Sonderweg gegangen und habe bei der Auswahl der angehenden Priester nicht auf deren psychischen Hintergrund geachtet. In allen anderen Bundesländern würden junge Männer, die psychische Probleme haben, nicht aufgenommen, so Leitenberger.
Kapellari: Sumpf trockenlegen
Der stellvertretende Vorsitzende der Konferenz, Bischof Egon Kapellari, sagte der Tageszeitung "Die Presse" (Dienstagausgabe), man werde sich "nicht hinter dem Problem verstecken". Und gegenüber der "Kleinen Zeitung" (Dienstagausgabe) forderte Kapellari den St. Pöltener Bischof Kurt Krenn auf, den "Sumpf schleunigst trockenzulegen" - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Küng fordert Konsequenzen
Der Feldkircher Bischof Klaus Küng forderte ebenfalls Aufklärung. Es müsse "mit Konsequenz und Bedacht" vorgegangen werden, so Küng - mehr dazu in religion.ORF.at
Feichtlbauer: "Skandal der Heuchelei"
Der katholische Publizist und frühere Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche", Hubert Feichtlbauer, übte vor allem Kritik am "Skandal der Heuchelei".
"Das Problem entsteht dadurch, dass wir es mit einer Kirche zu tun haben, die nicht genug Höllenstrafen denen antun kann, die solchen sexuellen Betätigungen nachgehen und im eigenen Bereich reden sie nicht darüber, wenn es sein muss, streiten sie es ab, solange es geht und wenn das Abstreiten nix mehr hilft, wird vertuscht und verniedlicht", so Feichtlbauer in der ZIB2 am Dienstag.
Quelle: http://orf.at/040713-76293/index.html
TV-Tipp: ORF 2 um 23.05 Uhr Spezielausgabe von Kreuz & Quer "KIRCHE, KEUSCHHEIT UND KONFLIKTE - über den Umgang der Priester mit dem Zölibat"
... das Geheimnis liegt in der Sauce ... zit. Grüne Tomaten.
14.07.2004 11:56