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Hubsi Kramar liest Friedrich Adler

Wiederholender Termin, aktuelle Instanz: Sonntag, 29. März 2015
Jeden Tag
Wiederholung beginnend mit 11. September 2014, bis 26. April 2015
Um 00:00

Kategorie: Kunst & Kultur

Ort: Im Aktionsradius Wien (1200 Wien; Gaußplatz 11)

Kommentar• 11. 9. 2014 – 26. 4. 2015 / Sonderausstellung
DIE SOZIALDEMOKRATIE ZIEHT IN DEN KRIEG

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. „Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof“ widmet seine aktuelle Sonderausstellung den europäischen Sozialdemokratien in den kriegsbeteiligten Staaten und zeichnet deren Haltung und Entwicklung im Verlauf des Krieges nach.

Der drohende Krieg ist bei den regelmäßigen Zusammenkünften der aufstrebenden sozialdemokratischen Parteien des Kontinents das bestimmende Thema. Im August 1907 findet der Internationale Sozialistenkongress zum ersten und einzigen Mal auf deutschem Boden, in Stuttgart, statt. Über die Frage, mit welchen Mitteln ein möglicher Krieg verhindert werden könne, kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Die Franzosen plädieren für den Generalstreik, einige treten sogar dafür ein, im Falle eines Krieges mit Fahnenflucht und bewaffnetem Aufstand zu reagieren. Mit Blick auf die eigene Partei argumentiert August Bebel, dass ein solches Vorgehen die SPD in eine äußerst schwierige Lage brächte und neue Repressionen bedeutete. Die Abschlusserklärung enthält deshalb nur einen Minimal-kompromiss.

Nach dem Attentat des serbischen Nationalisten Gavrilo Princip auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau am 28. Juni in Sarajevo steuert Europa nahezu unausweichlich auf einen Krieg zu. Mit dem Beginn des Krieges im August 1914 zerbricht auch die Zweite Internationale: Beratungen zwischen deutschen und französischen Sozialdemokraten in Hinblick auf eine einheitliche Haltung zum Krieg verlaufen ergebnislos, der Aufruf der britischen Sozialisten zum Generalstreik verpufft folgenlos. Die SPD stimmt für die Kriegskredite, die österreichische SDAP, die französische SFIO und auch die britische Labour Party nehmen mehrheitlich die politischen Positionen ihrer jeweiligen Regierungen ein.

Unvorbereitet, zögerlich, von den Ereignissen überrascht und kleinmütig um „das bisher Errungene“ besorgt folgen die Sozialdemokraten ihren jeweiligen Regierungen in den Krieg, zähneknirschend die einen, vom nationalistischen Furor infiziert die anderen. Karl Marx’ Appell „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ hatte sich in sein Gegenteil verkehrt.

In Deutschland und in Österreich kommt es allerdings zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen der Mehrheit der Kriegsbefürworter und einer mit zunehmender Kriegsdauer wachsenden Zahl von Kriegsgegnern. Anfang 1917 spalten sich die linken Kriegsgegner von der SPD ab und gründen die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands. In Österreich erschießt der Sohn des Parteigründers Victor Adler, Friedrich Adler, am 21. Oktober 1916 den Ministerpräsidenten Karl Stürgkh. „Adlers Tat“, so Otto Bauer später, „war ein Wendepunkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung.“ Die Partei distanziert sich zwar von dem Anschlag, die meisten Arbeiter nehmen die Tat jedoch „mit Sturm, mit Begeisterung“ auf. Mit seiner viel beachteten Verteidigungsrede – einer Abrechnung mit dem Militarismus des Habsburgerreiches, aber auch mit den Kriegsbefürwortern in seiner eigenen Partei – wird Friedrich Adler schließlich endgültig zum Helden der Arbeiterbewegung.

Zu Kriegsende im Herbst 1918 gehören die europäischen sozialdemokratischen Parteien dennoch zu den Kriegsgewinnern. In Deutschland sind es die SPD und die linken Abweichler der USPD, die die Weimarer Republik begründen. Auch in Österreich sind die Sozialdemokraten federführend an der Ausrufung der Republik beteiligt – und im Roten Wien entsteht in den folgenden Jahren eines der aufsehenerregendsten gesellschaftspolitischen Experimente der Zeit. In Frankreich sind Sozial-demokraten, Radikale und unabhängige Sozialisten an den meisten Nachkriegsregierungen beteiligt und in Großbritannien stellt die Labour Party 1924 mit Ramsay MacDonald erstmals den Regierungschef.

Russland und Italien zeigen allerdings vor, wohin der Weg Europas in den kommenden Jahren führen wird. Nach Lenins frühem Tod im Jahr 1924 errichtet sein Nachfolger Josef Stalin ein totalitäres Schreckensregime. Und in Italien schwingt sich der frühere Marxist Benito Mussolini zum ersten faschistischen Herrscher des Kontinents auf. Der „Große Krieg“ zu Beginn des Jahrhunderts steht somit am Beginn weiterer Katastrophen, die Europa und die Welt wenige Jahre später erneut an den Rand des Abgrunds führen werden.

Im Rahmen der Eröffnung präsentiert der Waschsalon auch eine eigens gestaltete Zeitung mit weiterführenden Informationen. Diese Zeitung wird an die BesucherInnen der Sonderausstellung gratis verteilt.

Erfahre mehr über diesen Termin auf http://dasrotewien-waschsalon.at

Einmalige Anmeldung für alle Instanzen bis vor Beginn des Termins

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März 2015 || Woche 13/2015 || 29. März 2015