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Das Rote Wien

Wiederholender Termin, aktuelle Instanz: Donnerstag, 19. März 2015
Jede Woche, am Donnerstag und Sonntag
Wiederholung beginnend mit 11. September 2014, bis 26. April 2015
Um 13:00

Kategorie: Kunst & Kultur

Ort: Karl-Marx-Hof Waschsalon Nr. 2 Halteraugasse 7 1190 Wien

KommentarDIE SOZIALDEMOKRATIE ZIEHT IN DEN KRIEG

11. 9. 2014 – 26. 4. 2015

A-1190 Wien; Waschsalon Nr. 2
Karl-Marx-Hof, Halteraugasse 7
Öffnungszeiten: Do 13–18 Uhr, So 12–16 Uhr
sowie für Gruppen nach Voranmeldung
Tel. +43 (0) 664 885 40 888; E-Mail: info@dasrotewien-waschsalon.at
www.dasrotewien-waschsalon.at

2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. „Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof“ widmet seine aktuelle Sonderausstellung den europäischen Sozialdemokratien in den kriegsbeteiligten Staaten und zeichnet deren Haltung und Entwicklung im Verlauf des Krieges nach.

Der Karl-Marx-Hof wurde nach Plänen des Otto-Wagner-Schüler Karl Ehn als Musterbeispiel eines monumentalen „Superblocks“ errichtet.
Baubeginn war im Oktober 1926, die offizielle Eröffnung fand am 12. Oktober 1930 statt.

Ursprünglich gab es im Karl-Marx-Hof 1.382 Wohnungen für etwa 5.000 Menschen.
Heute sind es durch Zusammenlegungen noch 1.272 Wohnungen.

Der Karl-Marx-Hof verfügte von Beginn an über zwei Zentralwäschereien mit 62 Waschständen,
zwei Bäder mit 20 Wannen und 30 Brausen, zwei Kindergärten, eine Zahnklinik,
eine Mutterberatungsstelle, eine Bibliothek und ein Jugendheim, ferner über ein eigenes Postamt, eine Krankenkasse mit Ambulatorium, eine Apotheke und 25 Geschäftslokale.
Auch die 1929 gegründete und vom Architekten Ernst Lichtblau geleitete „Beratungsstelle für
Inneneinrichtung und Wohnungshygiene“ hatte hier ihren Sitz.

Im Februar 1934 war der Karl-Marx-Hof ein Zentrum des Widerstandes gegen den Austrofaschismus.
Nach der Niederlage der Sozialdemokratie wurde die Anlage in „Heiligenstädter Hof" umbenannt, ein Name, den auch die Nationalsozialisten beibehielten.

Am 1. Mai 2010 wurde im Waschsalon Nr. 2 in der Halteraugasse 7, wo im Erdgeschoß nach
wie vor Wäsche gewaschen wird, eine Dauerausstellung zur Geschichte des Roten Wien
eröffnet. Im ersten Stock und im Dachgeschoß des denkmalgeschützten Gebäudes erfahren
die BesucherInnen alles über das Rote Wien der Ersten Republik.


DAS ROTE WIEN
ein einzigartiges gesellschaftspolitisches Experiment, das sämtliche Lebensbereiche
der Menschen umfasste – von der Sozial- und Gesundheitspolitik über das Bildungswesen
bis zum sozialen Wohnbau.

Im Wohlfahrts- und Gesundheitswesen war es der engagierte Arzt und Stadtrat Julius
Tandler, der erkannte, dass die Ursachen vieler Erkrankungen und gesellschaftlicher Missstände
in den sozialen Verhältnissen liegen. Auf seine Initiative hin entstand ein dichtes Netz
von Kindergärten und Horten, von Schulzahnkliniken und Mutterberatungsstellen.
„Was wir auf Jugendhorte verwenden, ersparen wir an Gefängnissen. Was wir in der Schwangeren- und in der Säuglingsfürsorge ausgeben, ersparen wir an Irrenanstalten.“
(Julius Tandler)

Im Bereich der Bildung öffnete Otto Glöckel den Frauen den freien Zugang zu den Universitäten und startete die „Wiener Schulreform“, die die unterschiedlichsten Strömungen der fortschrittlichen Pädagogik dieser Zeit vereinte.

Auch die Schaffung neuer Erholungs- und Freizeiträume war integraler Bestandteil des Konzepts der sozialdemokratischen Stadtverwaltung. Zur sportlichen Betätigung der Bevölkerung wurden neue Spiel- und Turnplätze eingerichtet, und anlässlich der Zweiten Arbeiterolympiade 1931 wurde das Praterstadion erbaut.

Die größte Errungenschaft des Roten Wien war jedoch der kommunale Wohnbau.
Insgesamt wurden in knapp 10 Jahren über 380 Gemeindebauten mit mehr als 64.000 Wohnungen errichtet, manche davon als regelrechte „Stadt in der Stadt“ mit eigener Infrastruktur.
Als Teil dieser Gemeinschaftseinrichtungen entstanden in den neu errichteten Gemeindebauten
auch zahlreiche Arbeiterbüchereien.1932 etwa wurden in den rund 60 Arbeiterbüchereien mehr als zwei Millionen Entlehnungen registriert.


Parallel zur kommunalen Wohnbautätigkeit entwickelte die sozialdemokratische
Stadtverwaltung ein Bäderkonzept, das erstmals auch den hygienischen Erfordernissen
einer Millionenmetropole Rechnung trug. Von 1919 bis 1929 entstanden – meist im Verbund
mit großen Wohnhausanlagen – 25 neue Badeanstalten.

Die finanzielle Grundlage für all diese Vorhaben schuf Finanzstadtrat Hugo Breitner mit einem neuen, sozial gestaffelten Steuersystem, einer zweckgewidmeten Wohnbausteuer und diversen Luxusabgaben.
„Die Betriebskosten der Schulzahnkliniken liefern die vier größten Wiener Konditoreien [...].
Die Schulärzte zahlt die Nahrungsmittelabgabe des Sacher. Die gleiche Abgabe vom Grand-Hotel, Hotel Bristol und Imperial liefert die Aufwendungen für die Kinderfreibäder. Das städtische Entbindungsheim wurde aus den Steuern der Stundenhotels erbaut und seine Betriebskosten deckt der Jockey-Klub mit den Steuern aus den Pferderennen.“
(Hugo Breitner)

Die Dauerausstellung „Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof“ widmet sich
dieser aufregenden Epoche in der Geschichte unserer Stadt.


DIE DAUERAUSSTELLUNG

Die Ausstellung umfasst vier große Bereiche:
•Die Geschichte des Roten Wien (1919-1934/45)
•Bautätigkeit im Roten Wien
•Bildungs- und Kulturarbeit
•Fest- und Feierkultur




• Die Geschichte des Roten Wien
Im ersten Ausstellungsbereich werden die wichtigsten Etappen des Roten Wien von 1919 bis1934/45 dargestellt.
Zunächst werden die BesucherInnen mit der frühen Geschichte der österreichischen
Arbeiterbewegung vertraut gemacht. Behandelt werden die Entstehung der ersten Konsum-,
Arbeiterbildungs- und Gewerkschaftsvereine. Vorgestellt wird auch der Begründer der
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) Victor Adler, der bereits in der ersten Nummer
der von ihm gegründeten Zeitung Gleichheit zur Bildung einer neuen Partei aufgerufen hatte:
„Man kann in geheimen Versammlungen Verbitterung, Grimm, alles mögliche
sammeln und schüren; ein Haufen unzufriedener Menschen ist aber noch keine
Partei, am allerwenigsten eine zielbewusste, politisch gebildete Arbeiterpartei.“
(Victor Adler)

Im Anschluss daran werden der Aufstieg des Roten Wien und seine wichtigsten
Reformvorhaben vorgestellt – von den Sozial- und Schulreformen bis zum kommunalen
Wohnbauprogramm. Dazu gesellen sich Kurzporträts der wichtigsten Persönlichkeiten des
Roten Wien.

Thematisiert werden auch die gewaltsamen Konflikte und der Niedergang der Ersten
Republik – vom Justizpalastbrand 1927 über die Februarkämpfe 1934 bis zum „Anschluss“
Österreichs an das Deutsche Reich.
Der Geschichtsüberblick endet mit der Befreiung Österreichs und der Neugründung der
Republik im Jahr 1945.



„Zeitzeugen“ der Ersten Republik
Begleitet wird diese Übersicht von zwei „Zeitzeugen“, die das alltägliche Leben und das
politische Geschehen der damaligen Zeit kommentieren: Rosa Jochmann und Stefan
Wirlandner.

Rosa Jochmann wurde 1901 als Kind einer Arbeiterfamilie geboren.
Sie trat früh der Gewerkschaft bei, wurde Frauenzentralsekretärin und schließlich sogar Mitglied des Parteivorstandes. Von 1940 bis zur Befreiung war sie im KZ Ravensbrück interniert. Nach Kriegsende wurde Rosa Jochmann Frauenvorsitzende der SPÖ und wirkte als unermüdliche Zeitzeugin im Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus.

Auch Stefan Wirlandner, Jahrgang 1905, war ein Arbeiterkind, das früh zum Erhalt der Familie beitragen musste. Er engagierte sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend,
absolvierte – wie Jochmann – die Arbeiterhochschule, war Mitglied des Republikanischen
Schutzbundes und arbeitete bereits während der Ersten Republik in der Wiener Arbeiterkammer.


• Bautätigkeit im Roten Wien
Der zweite Ausstellungsbereich behandelt das Thema „kommunaler Wohnbau“,
beginnend mit der Siedlerbewegung der Nachkriegszeit über die ersten Gemeindebauten bis zur
Errichtung der sogenannten „Superblocks“ und „Volkswohnpaläste“, wie dem Reumannhof,
der Wohnhausanlage Sandleiten oder dem Karl-Marx-Hof.

Ein Grundriss verdeutlicht Größe und Anlage einer typischen Karl-Marx-Hof-Wohnung mit
etwa 42 m2.
Eine Tafel im Stil der klassischen Veduten veranschaulicht das Ausmaß der Bautätigkeit –
sämtliche in der Ersten Republik errichteten Siedlungen und Gemeindebauten sind auf
einem Stadtplan verzeichnet.

Parallel dazu wird gezeigt, dass nicht „nur“ Wohnungen errichtet wurden, sondern eine
komplexe Infrastruktur sogenannter „Folgeeinrichtungen“ entstand, öffentliche Bäder, Kinder und
Jugendbetreuungseinrichtungen, Arbeiterbüchereien, Sportplätze und Parkanlagen…
Zu sehen sind hier auch ein Modell des Paul-Speiser-Hofes aus den Beständen des Wien
Museums sowie ein Modell des Kindergarten Sandleiten aus dem Architekturzentrum Wien.


• Bildungs- und Kulturarbeit
Der dritte Ausstellungsbereich ist dem Thema „Bildungs- und Kulturarbeit im Roten Wien“
gewidmet. Vorgestellt werden hier einige der auf diesem Gebiet tätigen – und zum Teil noch
immer existierenden – Organisationen, wie die Kinderfreunde, die Naturfreunde, die Arbeitersportler
oder der ARABÖ, der Arbeiter-Radio-Bund Österreichs.


• Fest- und Feierkultur
Der vierte Ausstellungsbereich befindet sich im Dachgeschoß und ist dem Thema „Fest- und
Feierkultur“ gewidmet. Ursprünglich waren hier die Wasserbehälter des Brausebades
untergebracht. Nun befinden sich hier Maiabzeichen und Traditionsfahnen, Festbroschüren
und persönliche Gedenkstücke, vor allem aber die Büsten von Ferdinand Lassalle, Albert
Sever, Karl Seitz, Robert Danneberg, Jakob Reumann, Hugo Breitner, Otto Glöckel und ein
Porträtkopf Victor Adlers.


• Multimedia
Im Rahmen der Ausstellung stehen den BesucherInnen zehn Kurzfilme zur Verfügung:
Das „Säuglingswäschepaket“, die Feier anlässlich „Zehn Jahre Republik“, Ausschnitte aus
„Das Notizbuch des Mr. Pim“, das „Internationale Sozialistische Jugendtreffen“, die „Zweite
Arbeiterolympiade“, das Einküchenhaus („Heimhof“), Straßenreinigung und Müllabfuhr, das
Amalienbad, die Errichtung eines Gemeindebaus („Dr.-Friedrich-Becke-Hof“) und der Bau
des Praterstadions.

Im Dachgeschoß sind darüber hinaus auch Filmaufnahmen von Maiaufmärschen der 1920er
Jahre zu sehen. Das Filmmaterial stammt aus den Beständen des WIFAR, der Media Wien
und des Filmarchivs Austria.
Als vertiefende Ergänzung zur Ausstellung dient das Weblexikon www.dasrotewien.at, das
laufend aktualisiert wird und mittlerweile etwa 1.400 Stichwörter umfasst.
Ein Internet- Terminal steht in der Ausstellung zur Verfügung.

DER AUSSTELLUNGSORT
Waschsalon Nr. 2, Karl-Marx-Hof, Halteraugasse 7, 1190 Wien
Öffnungszeiten: Donnerstag 13–18 Uhr, Sonntag 12–16 Uhr







Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
U4, Station Heiligenstadt, drei Minuten Gehweg
Straßenbahn, Linie D, Station Halteraugasse


Eintritt
Erwachsene € 3,–
SeniorInnen sowie Gruppen ab zehn Personen € 2,–
Studierende bis 27 J., Präsenz- und Zivildiener, Lehrlinge € 1,–
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 19!
Führungen für Gruppen bis zu 20 Personen nach Vereinbarung.


Kontakt
Tel.: 0664 88540888
info@dasrotewien-waschsalon.at
www.dasrotewien-waschsalon.at


Service für fremdsprachige BesucherInnen:
Ein Booklet in englischer Sprache ist erhältlich.

Erfahre mehr über diesen Termin auf http://www.dasrotewien.at/

Einmalige Anmeldung für alle Instanzen bis vor Beginn des Termins

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März 2015 || Woche 12/2015 || 19. März 2015