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Neuester Benutzer: Zmaani

Michael Sollorz liest

Am Montag, 18. April 2011, um 19:30

Kategorie: Event-Tipps

Ort: Das Gugg, Heumühlgasse 14, 1040Wien

KommentarDer deutsche Autor Michael Sollorz ist auf Einladung von QWIEN nach
Jahren wieder zu Gast in Wien und wird am 18. April 2011 im "Gugg" aus
seinem neuen Erzählband Piratenherz lesen.

Neun Geschichten, einige wenige schon älter und in Anthologien
veröffentlicht, spannen einen weiten Bogen durch den erzählerischen
Kosmos des Schriftstellers Michael Sollorz. Erinnert er sich in der
ersten Erzählung Quälgeist noch an die letzten Tage der DDR, taucht er
in der Titelgeschichte Piratenherz tief in die Sehnsuchtswelten
schwuler Männer ein.

"Jeder seriöse Autor sollte meiner Meinung nach vor allem über jene
Dinge schreiben, die er am besten beurteilen kann. Das ist in meiner
Biografie neben der Liebe zu Männern zum Beispiel auch die prägende
Erfahrung einer Jugend im Sozialismus und die jähe Veränderung, über
Nacht im Kapitalismus zu wohnen, den Sieg des Westens und seiner Werte
erleben zu müssen."

Erfahrungen aus der DDR
In seinem letzten Roman Die Eignung, der auch in der nicht-schwulen
Szenepresse auf sehr positive Resonanz stieß, hatte Sollorz einen
ideologisch verbohrten Schläfer, den verborgenen Kämpfer einer
geheimen Armee zum Sturz des kapitalistischen Systems, porträtiert und
dabei deutlich auch eigene Erfahrungen in der DDR verarbeitet. Im
Erzählband Piratenherz ist dieser Teil seiner Erfahrungswelt hingegen
kaum präsent. Einzig die bereits erwähnte erste Erzählung Quälgeist
spielt im Jahr 1989 und vermittelt mit ihrem heiteren leichten
Erzählton (zumindest für österreichische LeserInnen) ein Gefühl von
Ostalgie - eine Stimmung, die man in den restlichen Erzählungen
vergeblich suchen wird.

Berlin ist die Stadt von Sollorz' Helden, die eigentlich keine Helden
sind. Es sind verletzliche Figuren, die ihren Ort im schwulen Biotop
der Großstadt suchen. Wie etwa Konstantin, der sich in der Erzählung
Minz und Mauz von seinem Liebhaber Marek trennt, um in der Geschichte
Die Zeit danach erste neue Schritte in die "schwule Welt" zu machen.
Dieser gewinnt der Autor durchaus auch surreale Momente ab, etwa wenn
er beschreibt, wie Volker in einem Saunalabyrinth mit dem
vielversprechenden Namen "Paradies" die Orientierung und jeden Bezug
zur Außenwelt verliert.

Unscheinbare Existenzen
Es sind keine strahlenden Sexprotze, die den Kosmos von Michael
Sollorz bevölkern, auch wenn schwuler Sex und das Begehren nach
Männerkörpern immer präsent sind. Es ist nicht das bunte Partyvolk der
schwulen Metropole Berlin, das Sollorz' Geschichten belebt, sondern es
sind die unscheinbaren schwulen Existenzen in den Hinterhöfen des
alten Ost-Berlins, denen der Autor seine Aufmerksamkeit schenkt. So in
der Erzählung Hung (mit seinem herrlich irreführenden Titel), in der
sich der Quartalssäufer und Notstandshilfeempfänger Rüdiger seine
kleine schwule Welt erträumt.

Auch die beiden letzten Geschichten bilden auf irritierende Weise ein
Paar. Wenn Abel und Bao in Der Amerikaner in einer chic ausgebauten
Dachbodenwohnung einem mörderischen Spiel nachgehen, erscheint die
nachfolgende Erzählung Tsunami wie das Vorspiel zu diesem. David, ein
über 50-jähriger Mann hat regelmäßige Treffen mit einem namenlos
bleibenden Callboy, der sich für seinen rätselhaften Kunden mehr und
mehr zu interessieren beginnt. Doch plötzlich ist David
verschwunden...

Lesung mit Michael Sollorz

Eintritt frei

Anmeldung für diesen Termin bis vor Beginn des Termins

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April 2011 || Woche 16/2011 || 18. April 2011