Ein bissl Mitgefühl gibt's gern. Aber nicht allzu viel. Wenn ich mal meinen (anfangs jedenfalls auch deutlich unterbezahlten) Job hab, und das sollte in ca. zwei Jahren sein (soweit ich einen Job kriege), dann fange ich vielleicht mal anders zu denken an und das Mitgefühl wächst vielleicht. Aber ich werde nicht vergessen, dass auch ich jetzt von dem, was ich hab, leben kann. Und ich bin gar nicht mal unglücklich mit diesem Leben. Auch wenn ich momentan blöd aus der Wäsche schaue, weil jetzt im Sommer vom oben erwähnten Geld, das ich normal krieg, fast alles wegfällt, was nicht fürs wohnen draufgeht, und ich im Moment überlege, wie ich den August überlebe.
Weisst du, ich finde, das was du hier schreibst unglaublich verletztend und mehr als überheblich. Es gibt so viele Menschen, die wirklich versuchen einen Job zu bekommen oder ihn zu halten. Heute noch eine Arbeit zu bekommen, bei der man gut bezahlt wird und auch noch den Anspruch bekommt, ist purer Luxus. Aber ich glaube, dass du wirklich keine Ahnung von der Welt da draussen hast.
Ein lieber Freund von mir konnte sich nicht leisten studieren zu gehen (obwohl er garantiert das Zeug dazu hätte), wie denn auch? Er arbeitet nun halbtags um zumindest seine Grundbedürfnisse zu decken. Ein befreudetes Paar (beide Borderline-Syndrom) können nicht arbeiten, obwohl sie es wirklich wollten. Aber ihre psychische Verfassung lässt das nicht zu. Sie beziehen beide Invalidenpension, aber können auch grad mal ihre Grundbedürfnisse decken und sie haben auch noch einen Buben, der kostet auch nicht wenig.
Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass man jederzeit seine Arbeit verlieren kann aus welchen Gründen auch immer und dass man sich bewußt werden muss, dass sich aber die Fixkosten dewegen nicht verringern. Wenn man vorher 900 Euro im Monat hatte und später (Arbeitsstelle verloren) nur noch 530 bekommt - wie soll man da leben? Wenn es das Sozialamt nicht gäbe, würde ettliche Menschen mehr auf der Strasse leben. Und dann noch behaupten, ich hab kein Mitgefühl, denn mir gehts ja so gut? Lieber Bobby, auch du könntest deinen Job verlieren oder später mal, wenn du dir mal eine Existenz aufgebaut hast, ist der Verlust bestimmt noch grösser. Versuche mal ein Haus zu halten, ohne fixes Einkommen, dein Auto könntest auch nicht mehr geniessen, und deinen "Spass" kannst du dir auch nicht mehr leisten, denn du musst auch essen.
Also verurteile nicht die Menschen, die es einfach nicht so gut hatten wie du. Die nicht die Möglichkeiten hatten, ein Studium zu machen und sich gut gehen lassen. Es gibt sehr viele Fälle, da können die Leute grad mal ihre Pflichtschule machen und danach eine Lehre machen und auch darum kämpfen, dass sie die Firma behält. Du bist auch politisch sehr engagiert und kümmerst dich nicht um die Menschen, die um dich rum sind. Gut, auch eine Möglichkeit unbekümmert durch die Welt zu gehen, aber vergiss nicht - auch dir könnte es so gehen und dann wärst du vielleicht sehr froh, dass es eine Anlaufstelle für existenzbedrohte Menschen gibt. Ausserdem, wenn man aufs Sozialamt geht, gibt es verschiedene Förderungen, die man beanspruchen kann. Ich zB bekomme eine Mietzinsbeihilfe und das sind immerhin 1 Drittel meiner Miete. Das bedeutet für mich, dass ich auch noch am Monatsende etwas Geld habe (ab und zu zumindest).
Du verallgemeinerst sehr gerne, ohne jemals die Hintergründe zu erfragen und das macht dich meiner Meinung nach - sehr arm. Und das finde ich sehr schade, damit tust du dir keinen Gefallen.
... das Geheimnis liegt in der Sauce ... zit. Grüne Tomaten.
26.07.2004 11:30